Nachdem ich schon länger den Sterbeeintrag des zweiwöchigen Kindes meiner Munderfinger Vorfahren in Köstendorf gekannt habe, habe ich mich gefragt, warum die Frau hochschwanger oder mit dem Säugling herumreisen musste.
Jetzt habe ich den Taufeintrag vom 11. April 1703 in Neumart am Wallersee (letzter Eintrag auf der Seite) gefunden und die Erklärung gleich dazu:
"Joannes filius legitumus Dni. Simeonis Forthueber, hospitis ex parochia de Munderfing, Episcopatus Passaviensis et Dna. Margaretha Eysenhuettin profugae proter militarius invasus, levavit ex sacro fonte Michael ... rusticus ibedem. bapt. per supra."

"Johann, ehelicher Sohn des Herrn Simon Furthuber, Wirt aus der Pfarre von Munderfing, Bistum Passau und der Frau Margaretha Eisenhut, flüchtig wegen militärischen Überfalls, aus dem heiligen Bad gehoben Michael .... Bauer ebendort. Getauft durch obigen."

Stellt sich mir noch die Frage: war der "rusticus ibidem" aus Munderfing? Eigentlich hätte ich erwartet, dass jemand aus der Neumarkter Verwandtschaft der Mutter die Patenschaft übernommen hätte ...

Robert.

Weiss man, was das für eine militärische Aktion war?

lg Walter

Zitat von Waltenchamun im Beitrag #392

---

Weiss man, was das für eine militärische Aktion war?

lg Walter

---

vielen Dank für die ausführliche Erklärung!

lg Walter

Tod in Ybbs, 7. Aug. 1632, mitten im 30-jährigen Krieg

https://data.matricula-online.eu/de/oest...03%252F01/?pg=2

17 huius M. Petrus Zourray? von Teill auß dem Baßler Bistumb, welcher den 14
dits baim Hannßen Schetter? Gastgeben alhir, Herberg beg(er?)t hat, daselbst sich beklagt,
wie dß er zu Linz, von Soldaten außgeblündert, Ihme Mantl, Degen undt Faileißen
genomben, dan mit Schlägen übel tractirt worden seye, welches ohne Zweiffel ain Ursach
seines Todtes gewesen. Ist in seinem Bethbüchlein ain BeichtZetl gefunden worden, dß er
den 8 Augusti zu Passau bey unser Frauen Hülff gebeichtet, dan dß er vorhabens
gewesen, sich in den H. Capucciner Orden zubegeben, gestaltsamb er destwegen nach
Wienn ad Capitulam Capuccinorum verraisen wollen. Ist solenniter mit dem grosen Gleuth undt 4 celebrirten Ämbtern den 18 hernach begraben worden.

lg Walter

Soviel erfährt man selten über jemanden in den Matriken!
Den Ort lese ich als "Trill".

Robert.

walter...ganz hab ich es nicht verstanden..wie ist das am 08.08 gemeint mit der beichte , wenn er am 07.08 verstorben ist.

SG

Gunnar

am 17. ist er verstorben

Was mich immer wieder überrascht, wie mobil die Leute (zumindest entlang der Donau) damals waren.

Walter

Zum 25. März 1745 findet sich in Bruck an der Glocknerstraße ein interessanter Trauungseintrag:
"25. Martij seynd von mir Franz Joseph Carl Egger, vicario alda aus sonderlich gnädigen Befelch eines hochlöb. Salzburgerischen Consistorij de dato 19.ten Februarij ao. 1745 ganz in der Stille in meinen Wohnzimmer doch vor zwayen Gezeugen als den wollehrwürdigen edl- und hochgelehrten Herrn Benedict Jacoben Griß, coadjutor alhie und dem ehrbahren Lorenzen Riedl, Mösner alda auf das neue ehelich copulirt worden und zwar ohne vorgehende denunciationes der ehrbahre Christian Häsenauer, herumbvagierender Land-Crammer gebürtig aus der Leogang und die tugendsame Maria Holzerin, gebürtig von Salfelden , als welche (ehe)vor beylich 9 Monathen von Herrn Johann Georgen Zibler, Pfarrern zu Ötting, Lands Carnten tamquam alieni Parochianj nulliter seynd copulirt worden, wohin sie sich als zubekanten Zuefluchtsort begeben haben in fraudem legis die eheliche Copulation zu erschleichen, welche ihnen wegen nit darzeigen könender erforderlichen Unterhaltung dieserorthen generalmäßig ist abgeschlagen worden, wegen welcher Hinterlist ihnen dan auch eine emfpindliche Kürchenbues ist auferleget worden, wie aus angezogenen Befelchs Abschrüft mit mehrern zuersechen ist."

Das dürfte endlich einmal eine erwiesene Liebesheirat sein!

Robert.

Ist das absichtlich spaßig formuliert oder nur unfreiwillig komisch???

Sterbeeintrag Berchtesgaden zum 30.11.1691:
http://dfg-viewer.de/show?tx_dlf%5Bdoubl...a5cc0603202e01c

"Martinus Zwinger vere init ad tumulum, nam in coemiterio derepente corruens, post paucas horas in domo aeditui moritur."
"Martin Zwinger ist wahrhaftig ins Grab eingetreten, nämlich am Friedhof plötzlich zusammengebrochen, nach wenigen Stunden im Haus des Mesners gestorben."

Robert.

Hallo Robert, mMn unfreiwillig komisch, aber in jedem Fall skurril!
Der Fall erninnert mich an eine Begebenheit in Pöggstall, die ich mal gefunden habe:
https://data.matricula-online.eu/de/oest...%252F02/?pg=190
Am 30. April 1664 wurde das 26-jährige Mädchen Maria Behm begraben und im Verlauf der Grablege sind außer dem Totengräber noch zwei weitere Männer in die offene Grube gefallen. Die "Zehrung" haben die Herren wohl schon vor der Bestattung beim Kirchenwirt konsumiert...

Miss Marple

Das erinnert wiederum mich an eine Geschichte, die vermutlich nicht in den Kirchenbüchern verzeichtnet ist. Beim Ausheben des Grabes für meinen Großvater vor fast 40 Jahren soll der Totengräber, der genauso geheißen hat und auch gleich alt war wie mein Großvater, zur Bewältigung dieses Umstandes auch zuviel getrunken haben - das hat er aber im Gegensatz zu meinem Großvater auch sonst öfter getan - und die Nacht im ausgehobenen Grab verbracht haben ......

Robert.

am 9. Dezember 1693 stirbt in Berchtesgaden "Christina Ratkhopfin, coelebs, virgo septuagenariae maior in servitiis unius dominationis stetit per 53 annos."

"ledig, über siebzigjährige Jungfrau, sie ist durch 53 Jahre im Dienst einer (einzigen) Herrschaft gestanden"

http://dfg-viewer.de/show?tx_dlf%5Bdoubl...10d961bc68bfeaf

Robert.

Das Sterbebuch von Berchtesgaden hält viele Umstände des Sterbens fest, besonders bei Unglücksfällen. Auch der Tod vieler auswärtig verstorbener Bewohner ist eingetragen worden, darunter auch immer wieder Soldaten, vor allem im Krieg gegen die Türken, einer aber sogar in Sizilien.

Am 7. November hat sich einer spät aber doch besiegt geben müssen:
"Michael Graf, qui juvenis pugnando multos vicerat, iam sexex morte repentina victus iacet" - der jugendlich viele kämpfend besiegte, jetzt als Greis vom Tod plötzlich besiegt, ruht."

Und von seiner Frau heißt es am 21. November nicht weniger poetisch: "Magdalena uxor praefati Michaelis, hinc socia Thori voluit esse et tumuli" - die Frau des vorgenannten Michael, hier Genossin des Ehebettes, wollte sie es auch sein im Grab."

Robert.