Zitat von RobertD im Beitrag #434

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Ich lese: "Josephus Brezezina, qui casu tortiuto/tortinto/fortiuto/fortinto obit in piscena Hestingensi quius? quasi dolore tactus mirum in modum post ipsum saltans submersit se."

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.. je mehr Teiche eine Gemeinde hat, desto mehr statistische Wahrscheinlichkeit, dass einer ertrinkt - würd ich sagen

Kann sein, dass ich bisher nur in teichlosen und -armen Gemeinden geforscht habe. - Sucht jemand ein Thema für eine Diplomarbeit oder gar eine Dissertation: "Der Zusammenhang zwischen der Anzahl von stehenden Gewässern einer Gemeinde und dem Anteil an ertrunkenen Personen anhand der mährischen Sterbematriken des 18. Jhdts."

Robert.

Zitat von RobertD im Beitrag #430

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Danke, interessant, weil das in Ober- u. Niederösterreich eben so gut wie gar nicht vorkommt.

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Zitat von RobertD im Beitrag #438

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Kann sein, dass ich bisher nur in teichlosen und -armen Gemeinden geforscht habe. - Sucht jemand ein Thema für eine Diplomarbeit oder gar eine Dissertation: "Der Zusammenhang zwischen der Anzahl von stehenden Gewässern einer Gemeinde und dem Anteil an ertrunkenen Personen anhand der mährischen Sterbematriken des 18. Jhdts."

Robert.

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Ich suche eigentlich eine andere Familie, aber nun ja..

Brauweiler, April 1796
Henricus, filius spurius et incestuosus Petri Forst : qui se ipsum
Patrem in scriptis declaravit : et Annae Clarae Fink â 2do ad
tium Gradum cognatorum, Patrinis Henrico Forst avus et
[Adel]heide Schieffers avia

Vielleicht geh ich dem Fall noch mal nach...

https://dfg-viewer.de/show?tx_dlf%5Bdoub...41460a573aca510

und das heisst für die Nicht Lateiner??

Getauft wurde der unehelich und inzestuös geborene Heinrich Fink/Forst, als Vater hat sich Peter Forst bekannt. Die Mutter ist Anna Klara Fink mit der Peter Forst im 2./3. Grad verwandt ist.

D.h. die Großeltern des/der einen sind die Urgroßeltern des/der anderen.

De Taufpaten Heinrich Forst als Großvater und Adelheid Schiffer als Großmutter.

Mal sehen, ob sich das noch aufdröseln lässt.

So was hab ich aber als Ehepartner (2. Eintrag Höllrigl-Siller) unter meinen Vorfahren, erstaunlicherweis ohne Hinweis auf eine Dispens.
Aja, und die Adoptiveltern meiner Urgroßmutter waren sogar Cousin und Cousine ...

Robert.

Tragödie am Rudmannser Teich oder der Tod des Zimmermanns

Liebe Forschergemeinde,
von Miss Marple animiert, möchte ich hier auch eine meiner Geschichten dem interessierten Leser vorstellen:

Zwettl, Pfingsten 1661: 13 Jahre nach dem 30-jährigen Krieg scheint sich das Leben im Waldviertel wieder normalisiert zu haben. Zwar sind in Zwettl noch viele Häuser zerstört oder beschädigt, auch die schwer beschädigte Stadtmauer wurde noch nicht wieder hergestellt.

Und doch zieht der eine Woche vor Pfingsten stattfindende Markt viele Leute aus der näheren und auch weiteren Umgebung an. Auch die beiden Bürger Pankratz Stöckl, ca. 35-jähriger Handschuhmacher, und der etwa gleichaltrige Johann Georg Histel, Korbmacher, beide aus der ebenfalls schwer zerstörten Stadt Krems machen sich Ende Mai 1661 (zu Fuß) auf den Weg nach Zwettl, um ihre Waren feilzubieten. Pankratz Stöckl lässt seine Frau Anna und seine 6 Kinder (4 Monate – 10 Jahre) in Krems zurück.

Die Geschäfte müssen sehr gut gegangen sein, da sie sich mit dem Erlös noch (miteinander) eine Kuh (mit hübschen frischen weißen Augen) kaufen, und am Samstag, den 28. Mai 1661 abends bereits wieder den Heimweg antreten. Vorher hatten sie den Erfolg noch gebührend gefeiert. Mit ihnen wandert auch noch der Langenloiser Bürger und Hutschnurmacher Georg Wolfensteiner, da es natürlich zu dritt etwas sicherer ist. Denn nach wie vor treiben Räuber und Marodeure, auch Wölfe in den Wäldern des Waldviertels ihr Unwesen. Der Weg zurück nach Krems beträgt ca. 60 km.
Ca. 4 bis 4 ½ km nach Zwettl befindet sich der Rudmannser Teich. Die 3 Wanderer halten an und verrichten noch ihr Abendgebet, bevor sie weitergehen. Wolfensteiner zaickht (am Strick gerissen?, gequält? sekkiert?) die Kuh, worauf der His(t)el sagt, er soll die Kuh in Ruhe lassen.

Zur selben Zeit geht auch der ca. 55-jährige Zimmermann und Baumeister der Herrschaft Rastenberg, Wolf Schuldenzucker (mein vermutlicher Urgroßvater der 14. Generation) (halb?-)voll vom Pfingstmarkt in Zwettl nach Hause in das ca. 15 km entfernte Brand. Er ist allein, als er beim Rudmannser Teich auf die 3 Bürger mit der Kuh trifft. Anscheinend hat er die Szene mit dem Zaickhen der Kuh beobachtet, sich darüber gerärgert und den dreien gesagt, sie sollen die Kuh rdo. im hindern lekhen. Dies erbost den angeheiterten Stöckel, es kommt zu einem Wortgefecht und er droht dem Zimmermann eine Flasche an. Die Worte werden immer hitziger, und Stöckel stösst den Zimmermann zu Boden.

2 Bauern aus Rudmanns, Jakob Heinzmann und Simon Fasching kommen am Nachhauseweg ebenfalls am Rudmannser Teich vorbei und werden Zeuge der nächsten Szene. Stöckl beugt sich über den am Boden liegenden Zimmermann und sagt: „Wer bist du, wir sind Bürger von Krems“. Worauf der trunkene Zimmermann („der Bärenhäuter“) antwortet: „Ich bin von meiner Mutter“. Weiters droht der wieder aufgestandene Zimmermann, er werde den Stöckl brechen und wider machen. Der Stöckl hat das bis jetzt nicht sonderlich ernst genommen. Aber jetzt wirft er seine Kraxe ab, legt seine bis jetzt in Händen gehaltene Hacke drauf und sagt, das will ich sehen. Darauf hat er dem Zimmermann nochmals eine Flaschen (je nach Aussagen gibt es … Maulschellen, Ohrfeigen, Stöß, Streich, Daschen (Tetschen?) …) gegeben, sodass dieser im Korn zusammengesunken und nicht wieder aufgestanden ist. Auf weitere Worte reagiert der Zimmermann nicht mehr.

Zu dieser Szene kommen noch der Josef Backer, Richter von Wolfsberg und Christoph Rauch (mein Urgroßvater der 13. Generation und zukünftiger Richter in Eschabruck), dzt. Mayr von Oberwaltenreith. Die beiden sind ebenfalls auf dem Nachhauseweg. (Dem Christoph Rauch ist genau vor einem Jahr das Haus komplett abgebrannt und die Frau gestorben. Seine 2. Frau hat vor 1 Monat ihr erstes Kind zur welt gebracht) Beide identifizieren den Bewusstlosen als den Zimmermann von Brand. Der Richter fragt den Stöckl nach dem Sachverhalt. Stöckl muss etwas Freches darauf geantwortet haben, da der Richter zum Stöckl sagt, dann soll er ihm auch eine Flaschen geben (Die Hand in das Gesicht geschmissen). Stöckl sagt: „Ihr habt mir ja nichts getan, aber wenn ihr mir solche Worte gebt wie dieser, könnte das leicht passieren“.

Ein Bauer und die beiden, Richter und Mayr (Backer und Rauch) entfernen sich vom „Tatort“, und verlassen die 3 Bürger mit dem bewusstlosen Zimmermann. Auch die anderen wollen weitergehen, Stöckel wird es jedoch ein bisschen mulmig und meint, sie sollen einen Wagen auftreiben und ihn nach Hause bringen, er bleibe auf alle Fälle hier. Da kein Wagen aufzutreiben war, haben der verbliebene Bauer Jakob Heinzmann, der Hutschnurmacher und der Stöckl den bewusstlosen Zimmermann bis in das ca. 2 ½ km entfernte Schönau getragen. Einer hat ihn unter die Arme genommen, der andere bei den Füssen, einer in der Mitte (Zusätzlich auch noch das eigene Gepäck, die Kraxe und das Hackel). (Beim Bundesheer haben wir einmal bei einer Übung einen „Verletzten“ ins Lazarett tragen müssen. Wir sind keine 50 m weit gekommen).

In Schönau gibt es eine dem Andre Zemann gehörige Taverne, wo sie den noch immer Bewusstlosen und wie ein Betrunkener schnarchend ins Stroh legen und die ganze Nacht bei ihm bleiben. Am nächsten Tag in der Früh haben sie ihm noch einen Polster untergelegt, ihn etwas höher gelegt und bemerkt, dass er etwas aus der Nase blute. Stöckl hat ihm mit einem nassen Tuch das Gesicht abgewischt und den Wirt gefragt, wer das sei. Der Stöckl ist ziemlich beunruhigt, da der Zimmermann noch immer nicht die Augen aufmacht. Der Wirt beruhigt ihn und meint, der allseits bekannte Zimmermann ist für seinen hohen Branntweinkonsum bekannt und meint, dass es sein kann, dass er sich nur tot stellt und wenn ihr 3 weg seid, er aufspringt und euch auslacht, dass ihr ihn so weit nach hause getragen habt. Darauf haben sich die 3 nach dem Frühstück auf den Weg nach Hause gemacht und um Nachricht ersucht.
Am nächsten Tag (Sonntags?) treffen sie noch unterwegs auf eine Gruppe Arbeiter (Roboter), die sie ebenfalls um den Zimmermann befragen. Bei dieser Schar ist auch die (einzige) Tochter des Zimmermanns (er hat mindestens 4 Kinder), der sie ausrichten, was mit ihrem Vater geschehen sei.

Daraufhin wird der bewusstlose Vater auf einem Wagen nach Hause geführt. Nach dem Entkleiden des röchelden Zimmermanns erkennt man die Verletzungen: wahren in besichtigung des Cörpers hernach benante Straich und Maill zufinden, In deme Er vornen am Magen und an dem Halß aller verschwollen, und mit bluet underloffen gewesen, neben der rechten seithen des gesichts, …

Am Dienstag (31.5.1661) bereits wieder zu Hause in Krems, erhält Pankratz Stöckel ein Schreiben der Herrschaft Rastenberg, dass der Zimmermann in Zigen lige (in den (letzten) Zügen). Am Donnerstag erhält er die Mitteilung, dass der Zimmermann Mittwoch abend gestorben sei. Der Stöckel wird verhaftet und in Zwettl in Arrest genommen. Ein Schock für seine Frau und die 6 Kinder.
Am 21. Juli 1661 beginnt der Prozess gegen den nun schon 3 Wochen einsitzenden Handschuhmacher.

Das Urteil erfolgt am 22. Nov. 1661 (weder Clager noch Clagerin erschinen). Der Pfleger von Rastenberg begehrt die Todesstrafe oder 100 Dukaten. Wegen seines kleinen Vermögens wird er verurteilt, der Witwe des Zimmermanns 3x abzubitten und 50 fl zu bezahlen, und dem Landgericht zum Wiederaufbau der Zwettler Stadtmauer 30 fl zu erlegen.

Pankratz Stöckl hat diese Aktion nicht aus der Bahn geworfen. Er bekommt 1663 das nächste Kind (insgesamt noch 4, also zusammen mindestens 10). Er ist noch viele Jahre angesehener Bürger in Krems.

Quellen: Matriken Krems, Brand/Loschberg, Herrschaft Rastenberg, Zwettl Ratsprotokolle

Liebe Grüße Walter

Spannende Geschichte , bestens beschrieben geschätzter Walter, Chapeau!
Bemerkenswert finde ich immer wieder bei ähnlichen Verhandlungen, wieviele Leute dazumals nächtens auf den alten Strassen und Stegen unterwegs waren. Zumeist schwer bepackt und auch noch mehr oder weniger "voll"...
Vor der Pfarrneuordnung waren ja neben den Marktheimkehrern und -besuchern auch noch Familien mit Täuflingen, Verstorbenen, Hochzeitsgäste etc. "um die Wege" zur Pfarrkirche und die waren oftmals weit und beschwerlich.
Trotz des tragischen Ausgangs des Berichts werden einige amüsante Dialoge zitiert:
"Wer bist denn du..." "ich bin von meiner Mutter" - erinnert mich an das empfehlenswerte Büchlein "aus dem Leben Hödlmosers": Gespräch im Wirtshaus irgendwo im heutigen Steirischen: "va wou bist dann du?" "net va do!" "so schaugst aus du bleda Trottl!" was folgte verschaffte einem steirischen Zahnarzt im 20. Jh letztlich ein gutes Einkommen.
Well done, Waltenchamun, danke für die Story!
Miss Marple, erfreut und beeindruckt

Spannende Geschichte, danke. Mich fasziniert es, wenn es so detaillierte Darstellungen aus dem, naja, hoffentlich nicht "Alltag" aber dem "gewöhnlichen Leben" gibt!
Der Beitrag hat mir einen über halbstündige Beschäftigung mit dem sogenannten Götz-Zitat beschert ...

Robert.

Sehr interessante Geschichte, aus dem Leben vor 360 Jahren.
Wünsch mir mehr davon.

@Miss Frühaufsteher Marple:
Ich habe diese Geschichte zufällig entdeckt, da in den Gerichtsprotokollen meistens nur "der Zimmermann" erwähnt wird. Der Name des Zimmermanns ist Wolfgang Schuldenzucker/-suckinger (*um 1602 - +1661).

... unterwegs waren. Zumeist schwer bepackt ...
Das habe ich mich auch gefragt. Ein Hutschnurhändler kann ja mehrere hundert Meter im Gepäck haben, aber ein Korbflechter mit seinen sperrigen Produkten? (Tupper war ja noch nicht erfunden).
Mich haben auch die detailreichen Aussagen/Aufzeichnungen sehr fasziniert, z.B.: die Beschreibung der Kuh: ... es ist ja guett und gerecht gehets doch gar Mundter, hat auch hipsche frische und weisse Augen ...

Obwohl ich die alten Schriften schon leidlich lesen kann, bleibt mir die genaue Bedeutung einiger Textstellen im Verborgenen, z.B. folgender Text:
Clag Johann Leithschachers Pflegers zu Rasstenberg. Begehrent mit dem Urtl dahin Zugehen damit gedachter Stöckhl vom Leben zum Todt contemniert wurdte, endtlich mundtlich an statt des blueth, 100 duggaten begehrt, aber seine aigene den 22 Nov. 661 nach dem geschlossenen Urtl eingeraichte Clag in Maisten widersprochen und auf die Zeügen aussag gehendet, sein Pflegers documento aber Aussagen sein Erstlich die oben Closter Zwetlerische aussag ut A. bey khomente vom Markht Gericht Friderspach ut B. und C. Lauthen von Wortt zu wortt also ...

@RobertD:
... halbstündige Beschäftigung mit dem sogenannten Götz-Zitat beschert ... Das würde mich aber jetzt genauer interessieren
Interessanterweise habe ich dein erwähntes Zitat noch nirgends in Reinform gelesen. Höchstens ... Hintern küssen/lecken ... und noch harmlosere ... die Kuh putzen .... Da erhebt sich die Frage, ob der Schreiber aus Gründen des Anstands die Originalzitate beschönigt hat, oder ob die wirklich so gesagt haben.

@hermi:
Wünsch mir mehr davon.
Ich werd mich bemühen!

Walter (meist Spätschlafengeher)

Es gibt da einen netten Artikel zum "Schwäbischen Gruß" auf wikipedia. Dort wird auch eine gerichtliche Erwähnung von 1454 angeführt, die an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig lässt ....

Robert.