Wenn ich es zu übersetzen versuche komme ich auf: "von den Franzosen verbrannt der Acker von den Eltern in den Häusern zurückgelassen." und weiß auch nicht, was passiert ist .............

Es könnten natürlich auch die Hähne durch überreiches Ablagern ihrer Exkremente die Ackerfrüchte verbrannt haben. *GGGGGGGGGG*

Ich nehme an, der Eintrag ist aus dem Rheinland und die Franzosen machen 1678 Sinn?

Gibt es im Sterbebuch keinen Eintrag dazu?

Robert.

Ich schau mal ob ich die Sterbeeinträge der Eltern finde. Das Kind alleine zu Hause gelassen wäre ja noch ein denkbares Unfallszenario, aber mit den Franzosen hatten wir eigentlich erst 125 Jahre später richtig Probleme.

Hier gleich ein Bericht zum Sterbeeintrag:

https://data.matricula-online.eu/de/oest...52C3-02/?pg=586

und noch einer

https://data.matricula-online.eu/de/oest...52C3-02/?pg=612

LG Maria

Beim zweiten Fall, habe ich nicht verstanden, was da passiert ist.

Weltgeschichte als Einschub in einem kleinen rheinischen Taufbuch:

Am 12.10.1711 wurde Karl III. König von Spanien, Sohn des verstorbenen Kaisers Leopold zum Kaiser [Karl IV. !] des römischen Reiches gewählt.

Und das, wo das Herzogtum Jülich damals zur Kurpfalz gehörte und damit mehr oder weniger von Wittelsbachern regiert wurde...


Mir ist übrigens noch eine Flüchtlingsfamilie untergekommen, bei der ebenfalls die Franzosen ein Problem waren:

Am 31.08.1691 wurde Gerhard Rolands getauft. Über die Eltern Heinrich Roland und Gertrud Schneider heißt es:
"exculis in Lorsbeck ex Lendersdorf â Gallis combusti pagi"

(Lorsbeck war ein adliger Gutsbesitz der damals zu unserer Pfarrei gehörte, Lendersdorf liegt ein paar Kilometer südlich.)



Ich hab' daraufhin nochmal ein wenig gestöbert:

Seit 1609 (Erlöschen des Hauses Jülich-Kleve) herrschte in unserer Gegend im Grunde permanenter Ausnahmezustand.
Zunächst der Jülich-Klevische-Erbfolgestreit (1609-1672).
Im Anschluss wütete der Niederländisch-Französische-Krieg (1672-1678).
Nach 10 Jahren "Ruhe" brach der Pfälzische Erbfolgekrieg (1688-1697).
Schließlich der Spanische Erbfolgekrieg (1701-1714).

Französische Marodeure gehörten für lange Jahre wohl zum "allgemeinen Lebensrisiko".

... da soll mir nochmal einer von der "guten, alten Zeit" vorschwärmen ...

Die eigentliche Pointe ist dabei, daß das Herzogtum in keinem dieser Konflikte eigene Konfliktpartei war. Es waren alles Konflikte der Nachbarländer, nur mit Frankreich und den Spanischen Niederlanden auf der einen Seite und dem nicht eben unbedeutenden Kurfürstentum Köln mit seinen politischen Ambitionen auf der anderen Seite wird ein Gebiet dann schnell zur Durchmarschzone bzw. zum Opfer versprengter Verbände und anderer "Randphänomene".

Selbst im Erbfolgestreit stritten sich die Häuser Brandenburg und Pfalz-Neuburg vorallem um das Herzogtum und leider auch im aber nicht mit...

Wobei die lange Laufzeit dieser Konflikte soweit ich verstanden habe nicht hieß, daß es permanente Kämpfe gab. Aber eine gewisse Grundspannung dürfte in diesen 100 Jahren schon geherrscht haben.

Hallo Pascal, danke für diesen Beitrag, er war ein Stein des Anstosses bei mir, ich habe mich mit der Regionalgeschichte der Pfalz befasst und nun ist mir klar warum mein Ahn von Adenbach nach Wien kam. Er flüchtete aus seiner unruhigen Heimat in vermeintlich friedlichere Lande, wobei 1683 dann die Türken vor den Toren standen.

Liebe Grüße!

Dominik

Leider treffen sich an der entscheidenden Stelle die Schnörkel von sage und schreibe vier Buchstaben, so daß ich nicht entziffern kann, wer hier das Sorgerecht übernommen hat:

Kirchberg,31.03.1719, getauft wurde Johann Gerhard, die Mutter Susanna Mundt, die Paten: Paul Gielen u. Gertrud Herpers "pro jurib(u)s spond..." Anton Mundt.

Ich nehme an, es war der Anton, wobei ich zu dem zwar eine Hochzeit im Jahr 1714 habe, aber entweder er wohnte nicht im gleichen Dorf oder er war kinderlos, denn ich habe keine Taufen eventueller Kinder von ihm. Daher muss hier auch noch offen bleiben, ob Susanna seine vermutliche Schwester oder seine sehr, sehr jung geschwängerte Tochter war.

Seelsorgerische Glanzleistung von Pfarrer von Meer?

Am 08.05.1734 wird getauft Martin Ferdinand, unehelicher Sohn der Maria Anna Schmitz, Vater unbekannt, Paten: Peter Mentz und Gertrud Schmitz.
Verstorben am 23.05. und am 24. beigesetzt. Jura rectant.

Nun ist "Ferdinand" für unsere Gegend ein derart ungewöhnlicher Name (kommt sonst allenfalls bei den adligen Familien vor), daß ich mich ohnehin schon frage, was da in die Namensgeber gefahren ist. Leider gibt der Eintrag nicht mehr Infos her, was den Herrn Pfarrer zu seinem "Gerechtigkeit siegt"-Kommentar gebracht haben könnte. Die Mutter war schon 30 (zumindest ist die einzige in Frage kommende Maria Anna Schmitz 1704 geboren), also kein Fall für den "Jugendschutz" oder sonst irgendein Hinweis auf einen liderlichen Lebenswandel der im Kirchenbuch notiert worden wäre.
Bei anderen unehelichen Geburten - auch solchen bei denen der Vater bekannt ist (ich habe sogar das uneheliche Kind eines adligen Sprosses mit einem Mädchen aus dem Dorf) - hat sich der Herr Pfarrer nicht weiter ausgelassen.

Irritierend finde ich, daß "rectant jura" auch bei der Taufe von Johann Peter Dahmen ein Jahr vorher am 14.03.1733 notiert ist. Dessen Eltern Heribert Dahmen und Susanna Palmen waren bereits seit 1714 ordentlich verheiratet und Johann Peter war das 8. Kind - was für Ort und Zeit nun wirklich nichts Ungewöhnliches war. Auffällig allenfalls das mit 46 Jahren recht hohe Alter der Mutter. Und eine Notiz, daß er als Kind verstorben wäre, habe ich weder im Taufbuch noch im Sterbebuch.

Und nochmal Weltgeschichte im Kleinen.

Der letzte Taufeintrag des Jahres 1740 ist eingerahmt von zwei Notizen, die ihre Kaiserliche Hoheit Karl VI. Franz Joseph Wenzel Balthasar Johann Anton Ignaz von Habsburg, Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, Erzherzog von Österreich, König von Ungarn und Böhmen, etc. betreffen:

20.10.
CAROLUS OBIIT. JESUS
REX JUDAEORUM NOS
SALVABIT
19.12.
Judaeus hic baptizatus
Christianus Constanti-
nus Josephus erbt? suscip.
pillustris et gen. de gral.
D. D. Wilhelmus Alex-
ander Constantinus de
Wymar et Maria Re-
gina de Metternichs
nata de Mullenarck.

DIVUS IMPERATOR
CAROLUS SEXTUS
HOREBIT(?) IN AETERNA
REQUIE (?)

Was dieses "judaeus hic baptizatus" am Anfang des Taufeintrags bedeuten soll ist mir schleierhaft. Die Barone von Wymar saßen auf dem Herrensitz des Dorfes und natürlich katholisch. Die Schrift mit der die beiden Notizen über Karl VI. geschrieben wurden erscheint extrem zitterig - ob aus Alter oder Ergriffenheit vermag ich nicht zu erahnen - der Taufeintrag selbst entspricht in der Schriftqualität den Einträgen der Vor- und Folgejahre.

Edit: Die Wahl des Wittelsbachers Karl VII. zum Kaiser am 24.01.1742 fand Pfarrer von Meer dagegen nicht erwähnenswert...

Und noch ein "Franzosen"-Ereignis:

Am 10.03.1743 wurde Anna Margaretha getauft, die Mutter Odilia Tossing, der Vater "war Franzose".



Kein Hinweis ob es sich um eine Affaire oder um einen Gewaltakt handelte. Odilia Tossing wurde bereits 1737 als Mutter eines unehelichen Sohnes erwähnt - damals war der Vater bekannt.

Zitat von PascalH im Beitrag #274

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Beim zweiten Fall, habe ich nicht verstanden, was da passiert ist.

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Danke Dir! Ich hatte den Text zwar mehrfach gelesen, aber da bin ich an unserer Muttersprache gescheitert.

Kann man den Taufeintrag vom 19.12.1740 nicht so verstehen dass (Christian?) Konstantin Josef ein Jude war, der getauft wurde und das höchstillustre Paar die Paten?

Und wer Karl Vi. betrauert kann die Wahl Karls ViI nur ebenso betrauern und am besten verschweigen! *GGG*

Robert.

PS: Bilder kannst/darfst du auch nicht einstellen von den fraglichen Einträgen?