Mein Beitrag zum Thema: Kuriositäten in alten Kirchenbüchern des Mühlviertels vom Oö Musealverein, Gesellschaft für Landeskunde
download unter

https://www.zobodat.at/pdf/JOM_145a_0153-0183.pdf

Eine große Sammlung von Einträgen zum Schmunzeln!
Roswita

Habe hier eine interessante Berufskombination gefunden:
http://data.matricula-online.eu/de/oeste...1%252F06/?pg=37

Winkler JohGeorg, Bräumeister zu Raitenhaslach u Mesner zu St. Radegund
Hier muss man wissen, dass mindestens 1,5 Gehstunden durch den Wilhartsforst und eine Salzachüberfuhr zwischen dein beiden Örtlichkeiten liegen.

Wäre interessant, welchen Beruf er gewissenhafter ausgeübt hat ....

Das Bier wird er ja nicht ständig beaufsichtigen haben müssen.
Da der Posten in St. Radegund nicht recht einträglich gewesen sein wird, ist er wohl im Nebenerwerb vergeben worden ...

Robert.

Danke Roswitha für den Link, sind wirklich interessante Sachen dabei, zumindest ein Fall ist hier schon eingestellt worden, der Bub, der am Weg mit den Pflugscharen zum Schmied einem Bären zum Opfer gefallen ist.

Robert.

Mal wieder ein Fall eines Herrn "auf und davon":

den 25.04.1686 wird in Pottenstein Sebastian Weinschenk getauft. Vater Simon Weinschenk, die Mutter Maria

Nota bene: dieses Kindes Eltern sind zwei ledige Personen die sich miteinander vergangen haben, der Vater "auch gar entzogen".

http://data.matricula-online.eu/de/oeste...252C3-03/?pg=22

(Interessanterweise wird der Nachname bzw. Vater der Mutter nicht genannt.)

Das ist mir schon öfter aufgefallen, dass im Geburtseintrag bei ledigen Kindern der Familienname der Mutter fehlt.

LG Maria

Wenn Notizen außerhalb Österreichs nicht gewünscht werden, lasst es mich wissen!

Am Abend des 14.02.1665 wurden in Bourheim der vorzügliche Herr Ägidius von Halffen, Witwer aus Pesch und die vorzügliche Jungfrau Anna Maria von Putzfeld getraut. Zelebrant ist der ehrwürdige Herr Johannes Gabrielis, Pfarrer von Bonsdorf.
Der Pfarrer von Kirchberg notiert, daß er bei dieser Trauung nicht anwesend war, da die Dispens von den Aufgeboten fehlerhaft war. Auch sein Vizekurat Bertram Brewer war nicht anwesend.

Die Begründung an sich finde ich ja schon heftig, für den den Kirchberger Pfarrer, R.D. Cornely, muss das allerdings wirklich ein Skandal gewesen sein.

Die Kirche in Bourheim war damals Filialkirche der Pfarrei Kirchberg (heute Stadt Jülich, NRW), Cornely also auch dort Rektor Ecclesiae. Seit jeher wurden allerdings für beide Kirchen getrennte Matriken geführt. Cornely führte außerdem noch eine Art Zweitschrift der Kirchberger Matriken in der neben den Kirchberger Ereignissen auch noch Ereignisse seiner Familie, die nicht in Kirchberg passierten notierte (interessanterweise weichen die Namen in dieser Zweitschrift teilweise ab und auch die angegebenen Informationen sind nicht 1:1 identisch...). Die fehlerhafte Dispens der von Halffen/von Putzfeld-Trauung hat in anscheinend so sehr aufgeregt, daß er diesen Vorgang in beiden Büchern notierte! Ich kann's leider nicht mehr nachprüfen, aber interessant wäre, wie der Eintrag im Bourheimer Trauregister aussah...

Gut. Der ehrwürdige Herr hat sich in einem anderen Eintrag auch vehement beschwert, als eines seiner Pfarrkinder ohne Entlassschreiben von ihm in einer anderen Pfarrei getraut wurde. Formalien scheinen dem Herrn schon sehr am Herzen gelegen zu haben - was sich übrigens nicht in seiner Matrikenführung niederschlug. Der Informationsgehalt ist doch sehr überschaubar.

Hallo Pascal, ich möchte sagen, es ist immer eine Bereicherung!

Ich habe bis jetzt immer alle Beiträge in diesem Thema gelesen.

Liebe Grüße!

Dominik

Selbst die im Titel angesprochene Einschränkung auf Kirchenbücher war von mir gar nicht so gemeint und es sind ja auch schon Beiträge aus Herrschaftsakten unwidersprochen eingestellt worden.
Alles was ein wenig Einblick in das konkrete Leben der Leute gibt, ist willkommen.

Robert.

Eine "lustige Witwe" als "pudica sponsa":

Am 8.9.1750 wird in Munderfing Anna Maria getauft, das uneheliche Kind des resignierten "subcenturius" Simon Forthuber und der Anna Besenbacherin, Schmiedin zu Munderfing. https://data.matricula-online.eu/de/oest...%252F05/?pg=164

Die Bezeichnung der Mutter hat mich neugierig gemacht und tatsächlich: Am 15. Mai 1750 hat sich Anna Grädlin mit Bernhard Bösenbacher verlobt: https://data.matricula-online.eu/de/oest...%252F03a/?pg=39 Die Schwangerschaft war entweder noch nicht sichtbar oder ist vom Schreiber ignoriert worden, denn sie wird als "pudica sponsa" bezeichnet.

Auch wenn "vidua" gestrichen scheint, die Bezeichnung "faberferraria" (kommt mir ein wenig kurios vor, dass das Eisen die weibliche Endung hat) hat mich weitersuchen lassen. - Und tatsächlich: Am 25. November 1749 ist Johann Grädl, Hufschmied mit 34 Jahren gestorben: https://data.matricula-online.eu/de/oest...%252F06/?pg=145 ) Lange hat es offensichtlich nicht gedauert, bis sie beim Ex-Offizier Trost gesucht hat .....

Robert.

Reichersberg 1631

Der 5. Eintrag: https://data.matricula-online.eu/de/oest...01%252F01/?pg=1

"bey der Öchßlin die tochter welche gleichsam von dem deifel beßessen war"

Interessant finde ich - die Hexenverfolgungen waren zu der Zeit ja noch im Gange - die Formulierung "gleichsam wie". Klingt als wollte der Schreiben sagen, sah zwar so aus wie man sich das vorstellt, aber...

Besesssenheit ist ja etwas anderes als Teufelsbündnisse, ersteres ist normalerweise nicht freiwillig und deshalb auch nicht verfolgt worden. Was als Hexentum verfolgt wurde war ja auch nicht nach außen offenbar, wie das bei Besessenheit meist der Fall ist.

Robert.

Am 21.11.1666 wurde getauft Johann Peter, Sohn der Eheleute Nikolaus Jacobs und Christina Kilckens, Taufpate: Peter Offergeld.

Zusatzvermerk: Ao 78 4. 8bris â Gallis combustus ager â parentibus in aetibus relictus.

Wenn ich das richtig verstehe starb er auf einem Schlachtfeld in Frankreich, aber sicher bin ich mir nicht (zumal ich 12 Jahre für eine Militärkarriere ein wenig sehr jung finde).

Interessanter Vermerk - hast Du dazu einen Link? "Combustus" hat eigentlich mit Verbrennen zu tun und ich vermute eher einen häuslichen Brand-Unfall wenn er von den Eltern im Haus (aedibus?) zurückgelassen worden war oder so, was allerdings die Gallier (Gallus ist allerdings auch ein Hahn) damit zu tun haben verschließt sich mir.
Gruss Miss Marple