Liebe Forschergemeinde!
Den lateinischen Eintrag kann ich nur bruchstückhaft rekonstruieren und daher keine Information herauslesen. Es geht mir nicht um den korrekten Lateintext, sondern nur um den Inhalt der Anmerkung.

http://actapublica.eu/matriky/brno/prohl...935/?strana=187
Geburtsbuch Kanitz 1137 Seite 13 (Bild 187) Dorf Mieltschan

Tag 22.11.1788 wurde geboren in Mieltschan 47 (Pfarre Kanitz /Südmähren)
Kind: Andreas Gottwald, ehelicher Sohn
Eltern: Augustin Gottwald, Halblehner in Mieltschan und Maria Anna, Tochter von Franz Hodovsky, Halblehner in Böhmisch Bradnitz
Paten: Titl Franz, Halblehner von Medlan, Böhmisch Branitz und Rosina Poboscht, Nachbarin in Böhmisch Branitz
Anmerkung:
Profatus Andreas Gottwald, filius Augustin Gottwald, 1/2 ruftici und
Maria Anna aus Pago Mieltschan 22. November 1788 fiut
natus in parochial. Eclesia Kanicens sub D Parochi Libario
Chladek astenibus anofatus partrinis baptizatus fiut, pronti...
smus Andreas Gottwald
funktorum, quivirenias eidem
... ante dedictum testi L. Andreas
tum x
Digni: Martinus Pellaschet 1/2 rufticus ........ Thomas
Gottwald 1/2 rufticus uterq: ex pago Mieltschan
arroborant videiert: Libor Chladek, Pfarrer

Liebe Grüße und schon Danke im Voraus
Helmut

Hallo Helmut!

Leider kann ich Dir keine zufrieden stellende und verlässliche Antwort auf Deine Anfrage geben. Vielleicht liegt es an meinen mangelhaften Lateinkenntnissen, vielleicht an meiner Unfähigkeit, bestimmte Wörter zu lesen. Aber ich hoffe jetzt auf die Hilfe anderer Leser/innen. Ich hoffe, dass andere erkennen und uns mitteilen, wo ich beim Übersetzen Fehler gemacht habe oder etwas nicht (richtig) lesen konnte.

Du hast jedenfalls eine Basis geschaffen, schon viel Vorarbeit geleistet. Ich habe daran weitergearbeitet, und hoffe, dass andere Forumsmitglieder an dem entstandenen Gebäude noch mitwirken, sodass es auch ein Dach bekommt (d. h. dass der Sinn des lateinischen Zusatzes endgültig klar wird).

Zuerst die lückenhafte Neufassung des lateinischen Textes:
1. Abschnitt:
Profatus Andreas Gottwald, filius Augustini Gottwald, 1/2 rustici Ma-
tris Mariae Annae ex Pago Mieltschan 22. Novembris 1788
natus et in parochiali Ecclesia Kanicensi sub D. Parocho Liborio
Chladek astentibus annotatis patrinis baptizatus fuit, pronti (?) ipsis(?)
2. Abschnitt:
simus (?) Andreas Gottwald testatus(?) sermone ejusdem parentum
defunctorum, qui viventes eidem saepius(?) recensuerunt(?) eundem filium ipsorum
fuisse ante oe fiduum (?) testi S. Andreae Apostoli praenotato anno 1788
natum et baptizatum. Nec non idem (?)…..nus subscribti testes fidei (?)
digni: Martinus Pellauschez(k) 1/2 rusticus Proconsul Bürgermeister(?), et Thomas
Gottwald 1/2 rusticus uterque ex pago Mieltschan propria manu subscriptione
corroborant videlice(t) (?): Libor Chladek, Pfarrer

1. Abschnitt:
In den ersten 4 Zeilen des lateinischen „Kommentars“ geht es darum, dass „Andreas Gottwald, Sohn des Augustinus Gottwald, eines Halbbauern, und dessen Frau Maria Anna, aus dem Dorf Mieltschan, am 22. November 1788 geboren und in der Pfarrkirche von Kanitz unter dem Herrn Pfarrer Libor Chladek im Beisein der angeführten Zeugen getauft wurde“.
Unklar an diesem Abschnitt ist für mich das einleitende Wort „Profatus“, das sich von „profor/profari“ = u.a. „sagen, behaupten“ ableiten lässt. Soll es nun heißen: „Der zuvor genannte Andreas G.“? Oder heißt es: „Es behauptete Andreas Gottwald …“ ?

2. Abschnitt:
…Andreas Gottwald bewies durch die feierliche Erklärung seiner verstorbenen Eltern, die zu Lebzeiten öfters versichert hatten, dass derselbe ihr eigener Sohn gewesen sei, und dass er vor …
des Zeugen (?) des heiligen Apostels Andreas im vorher genannten Jahr 1788 geboren und getauft worden sei.

Es folgen die unterschriebenen Zeugen, die würdigen (Herren)
Martinus Pellauschez(k), Halbbauer, Proconsul, Bürgermeister,
und Thomas Gottwald, Halbbauer, beide aus dem Dorf Mieltschan

Dass eigenhändig unterschrieben wurde (vorletzte Zeile), bezieht sich wohl auf diese beiden.
Die beiden folgenden Wörter verstehe ich gar nicht, sie dürften auch nicht so wichtig sein.
Den Abschluss bildet jedenfalls: „Libor Chladek, Pfarrer“.

Mehr stört mich, dass der Anfang des 2. Abschnittes irgendwie nicht ganz stimmt, entweder weil der Satz nicht richtig konstruiert ist, oder weil ich die Konstruktion nicht richtig verstanden habe, oder weil durch die fehlende Verbindung zwischen 4. und 5. Zeile der Sinn verloren geht bzw. der Inhalt verzerrt wird.

Zusammenfassung:
Da ich den Text nicht vollständig verstehe, kann ich nur vage Vermutungen anstellen.
Auf mich wirkt es so, als wären Zweifel aufgetaucht, dass Andreas Gottwald der leibliche Sohn von Augustinus und Maria Anna Gottwald wäre. Man scheint hier zu bestätigen, dass sich der obige Taufeintrag auf ihn bezieht.
Die Formulierungen im 2. Abschnitt legen nahe, dass diese Erklärungen viele Jahre nach der Taufe eingetragen wurden. Warum sie zum Taufeintrag hinzugefügt wurden und dort im Buch auch genügend Platz dafür war, kann ich nicht erklären. Außerdem dürfte man dann ja ein Datum für die lateinische Eintragung erwarten.

Aber vielleicht versteht das jemand anderer besser und wir kommen der Lösung des Rätsels mit seiner/ihrer Hilfe näher.

Herzliche Grüße

Günter

Lieber Günther.
Deine Antwort auf meine Anfrage im Forum übertrifft meine Erwartungen - die Aussage des Lateintextes liegt dank deiner Hilfe vor.
Dieser Taufeintrag ist sicherlich nachträglich an der nächsten freien Stelle im Taufbuch (Geburt 1788 - Eintrag am Ende des Jahres 1790) nachgeholt worden.
Andreas Gottwald heiratet 1817 außerhalb seines Pfarrbereiches als Soldat. Vielleicht muss er einen Taufschein vorweisen, den ihm Pfarrer Chladek ausstellt und die Anmerkung hinzufügt. In der Geschwisterreihe passen Andreas Geburtsdatum ebenso wie die angegebenen Taufpaten.
Das Datum des Nachtrages kann mit 1817 angenommen werden. Der Zeuge Martin Pelauschek, Halblehner und Bürgermeister in Mieltschan, ist Andreas Trauzeuge (er ist auch mehrmals Taufpate und Trauzeuge in der Familie Gottwald) und der Zeuge Thomas Gottwald ist sein älterer Bruder und mein Ur-ur..Ahne.

http://actapublica.eu/matriky/brno/prohlizec/4185/?strana=14

Für mich ist der "Fall" gelöst, da auch ich den Aussagen von Andreas Gottwald selbst, dem Pfarrer Chladek und den beiden Zeugen in vollem Umfang Glauben schenke.
Liebe Grüsse
Helmut