Johann Moser, geb. um 1700 als Hauerssohn in der Pfarre Aggsbach, gründete 1727 erstmals in Willendorf eine Familie. Bei den Taufen seiner Kinder vermerkt der Matrikenschreiber, er sei beruflich "Krieglspieler" und dies sei auch sein Name im Volk. Das Kriegel (Krügel)-Spiel war dem heutigen „Hütchenspiel“ ähnlich. Unter Bechern oder Krügen wurden Gegenstände verborgen und die Behältnisse immer wieder untereinander verschoben, der Zuseher mußte angeben, unter welchem Krug sich das Verborgene befand. Man spielte häufig – verbotenerweise – um Geld auf Kirchtagen, in Wirtshäusern, am Markt. Kaiser Joseph II setzte dem Treiben schließlich ein Ende, da nicht nur Geschicklichkeit sondern auch häufig Betrug „im Spiel“ war.
Johann Moser befaßte sich also über Jahre mit diesem Spiel, offenbar nicht nur als Zuseher sondern vorwiegend als Akteur.
Im April 1764 starb Johannes Moser in Willendorf mit 63 Jahren, als sein Beruf wird wiederum „Krieglspieler“ angegeben.
Im Verlassenschaftsprotokoll wird festgestellt, er habe 4 Kinder hinterlassen, davon 2 "mühselige" Töchter und 2 Söhne mit jeweils 16 und 2 Jahren.
Johann Mosers „Leibsgewand“ bestand aus "einem alten Rock, einer Hose, 3 gar alte Hemeter, ein alter Hut und schlechte Hauben". Seine gelagerten Weinfässer waren allesamt leer, die Hausgerätschaften „gar alt und schlecht“. Weiters fand sich eine Trommel und zweieinhalb Dutzend „Kriegel“.
Johannes hatte Schulden bei der Herrschaft, dem Bader und verschiedenen Bürgern. Das Krieglspiel hatte ihn nicht reich gemacht, der gesamte Besitz wurde auf 1 Gulden geschätzt, er und seine Familie sind bettelarm gewesen. Der 16-jährige Sohn verschwand bald darauf spurlos.

Die Details zu diesem Glücksspiel habe ich in einem uralten Buch gefunden. Alle anderen Daten stammen aus den Pfarrmatriken und Herrschaftsakten.
Ist sonst jemand das "Krieglspielen" geläufig? Das wüßte sehr gerne
Miss Marple

Vielen Dank Herr Strenn für diesen Beitrag, ist interessant! Das Krieglspiel scheint also verbreiteter gewesen sein, als ich dachte.
Ihr Vorfahr hatte den Vorteil einen ehrbaren Brotberuf erlernt zu haben, was bei dem Aggsbacher Protagonisten offenbar nicht der Fall gewesen ist.
freundliche Grüsse Miss Marple

Interessante Geschichte!

Anscheinend hat die Bauernschläue der Bevölkerung deren Leichtgläubigkeit überwogen, dass er nicht zu Reichtum kam, oder er war zu tollpatschig, dass er immer verloren hat? (hat er vielleicht Glaskrügel verwendet? )

An Spielen habe ich bis jetzt nur Würfel- und Kartenspiele in den Schriften entdeckt.
Einmal (um 1620) ist ein Spiel namens "Leck" erwähnt, jedoch ohne weitere Details.

Walter