Hallo zusammen,

dieses Thema ist eines eigenen Diskussions-Threads wert.

Anlass gaben für mich die beiden Angeführten Beiträge.

#10 | RE: VN Sandl zu vitulus
Zum Vornamen Maria und dessen Weg zur Mizzi kann ich ebenfalls nichts beitragen. Was ich mich aber schon immer frage ist, warum sagen die Menschen der Gegend aus der mein Vater kommt zur Maria "Mirl" oder "Mirli" und warum empfindet man den Ausdruck "Mirl" in der Gegend aus der meine Mutter kommt als abwertend und verspottend, dort wird entweder "Mirtzl", "Mitzl" oder "Mitzi" für Maria verwendet?

In der Gegend meiner Mutter wird die Barbara als "Wawa" bezeichnet.

#11 | RE: VN Sandl zu RobertD
Der "Potznlippl" ist wiederum in beiden Gegenden verspottend in Gebrauch.

Was mir allgemein für beide Gegenden auffällt ist, man verwendet umgangssprachlich die -l-Form im Allgemeingebrauch und wenn man der Person näher steht die -i-Form.

Eine weitere interessante Tatsache die ich für das südliche Niederösterreichs sowie den angrenzenden Gebieten in der Steiermark und im heutigen Burgenland feststellen konnte ist, dass in der Zeit vor 1700 zwischen Martin und Mert/Mört unterschieden wurde.

Vielleicht kann mich jemand bestätigen, ich fand in einem alten Dokument aus dem 16. Jahrhundert den Vornamen Fidl und konnte lange nichts damit anfangen, bis es mir vor kurzen eventuell klar wurde als ich in einer Taufmatrik allerdings aus dem 18. Jahrhundert den Vornamen Theophil fand. Was sagt ihr dazu?

Was habt ihr entdeckt? Welche Meinungen dazu habt ihr?

Liebe Grüße!

Dominik

Ob in ländlichen Gegenden jemals ein Theophil so genannt wurde oder nur vom Matrikenschreiber für Gottlieb eingetragen wurde scheint mir fraglich.
Fidl würde mir eher zu Fidel(is) passen.

Robert.

Theophil gab es zum Beispiel im 18. Jahrhundert in Kobersdorf (Bezirk Oberpullendorf, Burgenland) einige. Gleichzeitig gab es auch Gottlieb.

An Fidelius habe ich noch garnicht gedacht, danke für diesen Gedankenanstoß.

Gottlieb wurde in den Akten aus den 16. Jahrhundert mit Liebl oder Lübl, wie es auch heute noch in Verwendung ist, abgekürzt.

Wir müssen uns von unserer Vorstellung von der Identifikation durch eine Namensform lösen. Man hat bei der Taufe einen (oder mehrere) Namenspatron(e) bekommen, wie man dann genannt wurde, konnte sehr verschieden sein.
Theophil, Gottlieb, Amadeus, das ist einfach der gleiche Name im Verständnis der früheren Jahrhunderte, welcher dann im Buch steht, hängt vom Schreiber ab. Auf der verlinkten Seite der "Sandl" im Thema, das den Anstoß zu diesem gegeben hat, sind noch mindestens 2 Susannas eingetragen, von gleicher Hand ..
Heute sind schon Volksschulkinder beleidigt, wenn man Raphael statt Raffael schreibt oder Maria sagt statt Marie etc.

In Kuba würde man wahrscheinlich eher an Fidelis denken als bei uns *G*.

Robert.

Robert du hast völlig Recht, die Rufnamen und die Taufnamen waren sehr unterschiedlich. Manchesmal lassen sie sich in den Matriken entdecken, manchesmal eben nicht. Es gab ja zu allen Zeit einen oder mehrere Namen die häufiger vorkamen als andere Namen, neben den allbekannten Allzeitnamen meine ich. Viele Namen sind im Laufe der Jahrhunderte völlig ausgestorben, hab da aus den Akten des 16. Jahrhunderts zur Heimatgemeinde meiner Mutter sehr viele Beispiele weiblich etwa Abelina und männlich Pusthard, die nur auf eine Person bezogen vorkommen.

Wenn ich recht lese, gibt es da einen "Warmundt" als Trauzeugen (- dass es immer noch Fleischhacker Pilshofer gibt in der weiteren Umgebung finde ich auch lustig):
http://data.matricula-online.eu/de/oeste...%252F02/?pg=958 (letzte Zeile)

Robert.

Bei den Akten aus dem 16. Jahrhundert kommt sehr oft vor dass der Vorname abgekürzt wurde so im Urbar von 1579, da wurde der Pusthard nicht ausgeschrieben sondern mit Pustl eingetragen, hätte ich keinen weiteren Akt in dem der Hof mit dem vollen Vornamen vorkommt, ich wäre nie von alleine auf diesen Namen gekommen, denn er wurde später nicht mehr getauft/genannt usw....

Liebe Grüße!

Dominik

mir ist heut was eingefallen - was ist wenn der Pfarrer so aufgeschrieben hat, wie die Eltern es ihm angesagt haben?
und es so zu einer Susanna und einer Sandl kommt??

bei uns steht ja auch mal Hans und mal Johannes drinnen ….

ist mir eingefallen weil unser Nachbar eigentlich ganz anders heisst als wie er genannt wird, weil sein Vater einst den falschen Namen beim Pfarrer angegeben hat

Ja, in den wenigsten Fällen waren die Eltern bei der Taufe dabei und sicherlich haben jene die alles aufschrieben, manchmal das Gesagte einfach so weitergegeben, so entstanden viele Variationen.

Einen beziehungsweise mehrere Vornamen möchte ich hier noch anführen aus der Gegend meiner mütterlichen Heimat.

Dort wurde aus so mancher Magdalena eine Eleonora oder umgekehrt. Daneben wandelten sich beide Namen auch noch die verschiedensten Variationen Elena, Helena, Ilona, Laura, Lena und Leonora untereinander. So war das Namensspektrum enorm und bei all jenen wo es keine Taufaufzeichnungen gibt musste ich mich dann entscheiden welche Form ich in meinem Buch verwende. Meist nahm ich die älteste schriftliche Form zu dieser Person.

Liebe Grüße!

Dominik

Hallo,

Ich nehme auch an, dass meist der Taufpate oder sein Vertreter zur Taufe mit dem Kind gegangen ist. Wie dann die Eltern genau hießen, wusste er vielleicht nicht. Die Helena und die Magdalena wurden vielleicht beide mit Lena oder Leni abgekürzt, also hat man halt eine der beiden Formen genommen. Auch der Pfarrer hatte da sicher Spielraum, was er ins Taufbuch eintrug, wenn der "Überbringer" des Kindes sagte, es solle Hansl heißen. Da konnte der Pfarrer dann Hans, Johann, Johannes oder Joannes eintragen. Bei einem Theophil konnte ich als Zusatz dann lesen: alias Gottlieb. Unlängst war ich doch sehr erstaunt, als ich als Taufnamen ganz eindeutig "Marx" lesen konnte. Wie ich dann recherchiert habe, war das die Kurzform für Marcus.

Ich nehme in der Regel den Namen, der dem Kind im Taufbuch gegeben wurde und setze in Klammer den anderen Namen.

Aber wer hätte sich damals gedacht, dass sich in 400 Jahren noch jemand dafür interessieren könnte?

Schönes Wochenende,
Uli

Halle,

Heute bin ich mehrmals auf den Vornamen "Mörth" (17. Jh.) gestoßen. Ich nehme auch hier an, dass es sich um eine Verkürzung handelt. Könnte es sich um "Martin" handeln?

Beste Grüße,
Uli

Ja,

Mörth, merth, Mert, Martin

Walter

Hallo Uli,

grundsätzlich ist der Vorname Mörth dem Vornamen Martin gleich. Ob es öfters auftaucht kann ich nicht sagen, denn der Name Mörth wurde oft auch für Martin genommen, aber im 17. Jahrhundert in der Pfarre Hartberg habe ich den Fall, dass der Name unterschieden wurde. Mein Ahn Martin hat einen um 8 Jahre älteren Bruder der Mörth hieß. Beide heirateten im selben Jahr das erste Mal, hier war der Vorname auch unterschieden und ich bin dankbar, dass die Ehefrauen nicht den gleichen Namen trugen. Beide waren auch fleißig Paten und Beistände, immer mit dem Namensunterschied. Mörths zweite Frau hieß im Vornamen wie meine Ahnin und so hatte ich anfänglich ein durcheinander bis ich erkannte, dass es sich um zwei Personen handelt.

Liebe Grüße!

Dominik

Hallo,

Eben bin ich im Taufbuch 3 von Gallneukirchen (1640) auf Eltern gestoßen, deren Vornamen mit Valtl und Thrindl angegeben wurden.

Ich nehme an, dass es sich dabei um Valentin und Katharina handelte, oder liege ich da ganz falsch?

Beste Grüße,
Uli