Am Ende des Trauungsbuches B 1667-1699 in Bad Goisern findet sich ein seltsamer Eintrag: http://data.matricula-online.eu/de/oeste...%252F02B/?pg=73

Hat da jemand Ahnung, was das ist?

Der lateinische Satz am Ende ist ein Zitat aus dem Epheserbrief 5,29: Keiner hat je sein eigenes Fleisch gehasst.

RobertD.

Hallo Robert

Bist auch auf den Text gestoßen, hab ich auch schon mal hier veröffentlicht, leider konnte mir keiner helfen.
Vielleicht hat du mehr Glück.

Grüße
Gerhard

Habe eine dunkle Erinnerung gehabt, dass ich das schon einmal wo gesehen habe ... Sonst ist dir auch in Goisern sowas nie untergekommen?

Robert.

Ich habe nicht einmal einen Lösungsansatz, geschweige denn eine Lösung. Dazu fehlt mir es an grundlegenden Kenntnissen. Aber ich habe mir ein paar Gedanken gemacht:
Mein ehemaliger Religionslehrer konnte neben Latein und Altgriechisch, die hebräische und arabische Schrift lesen und schreiben. Das würde bedeuten, ein gebildeter Schreiber jener Zeit konnte bzw kannte jene Schriftzeichen auch. Er könnte daher aus diesen Alphabeten zu seinen Zeichen inspiriert worden sein. Manche erinnern auch an Glagolithisch

Geschrieben wurde offensichtlich von links nach rechts. Der Text enthält mehr als 26 unterschiedliche Zeichen → es gibt Konsonanten und Vokale, eventuell auch Ziffern, Ligaturen und Abbreviaturen etc.
Hebräisch schließe ich daher aus (wozu auch verschlüsseln?)
2mal kommen Zeichen kommen als Doppelvokal oder -konsonant vor. Das gibt es im Deutschen und in welcher Sprache noch?

Und schließlich: wozu einen Text verschlüsseln, resp. vor wem soll der Inhalt verborgen werden? Wer hatte damals Einsicht in die Kirchenbücher?
Was war tabuisiert? Lutheranisches Gedankengut, moralisches Fehlverhalten – wen ja: wer hat ein Tabu gebrochen, der Schreiber oder Mitglieder der Gemeinde.

Auf den ersten Blick habe ich den Text für Nonsens gehalten, für eine Geheimniskrämerei wo sich jemand wichtig machen wollte und willkürliche Zeichen malte. Dagegen spricht mMn, dass die Schrift eher routiniert wirkt, d.h. die einzelnen Zeichen sind nicht ident, sondern eher wie bei einem Vielschreiber.

In der vorletzten Zeile ganz links könnte es sich da um 4 Ziffern handeln?

Vielleicht findet sich hier noch jemand, der eine Idee hat.

Karin

Interessante Beobachtungen und Überlegungen, danke!
Hier ist übrigens das von geko eröffnete Thema: Interessante Seite im Trauungsbuch Bad Goisern

Ich kenne und kann ansatzweise lesen die Zeichen von Altgriechisch, Kyrillisch und Hebräisch. So wirklich zu passen scheint mir da nichts. Mit Griechisch habe ich es gerade ein wenig versucht, komme aber auch da auf keine Wörter. Die koptische Schrift, die auch jemand vorgeschlagen hat, ist ja der griechischen sehr nahe.

Robert.

Ich hätte jetzt auf eine Variante des altsyrischen, aramäischen oder einer ähnlichen vorderasiatischen Schrift getippt.

Wenn wenigstens erahnbar wäre, ob die niedergeschriebene Sprache die der Schrift ist oder ob es sich um Latein bzw. Deutsch handeln soll.


Edit: "omnes scimus" heißt "wir kennen jeden" bzw. "wir wissen alles". Klingt ein bisschen wie eine Drohung.

Je länger ich den Text betrachte, umso mehr schließe ich Latein aus. Ich habe nur in der ersten Zeile zwei aufeinanderfolgene Wörter (5 und 6) gesehen, die mit dem gleichen Zeichen enden. Das erscheint mir zu wenig Übereinstimmung für einen lateinischen Text.
Aber Wort 3 und 4 bestehen nur aus jeweils zwei Zeichen. Wann kommt/ kam das im (Kirchen)Deutsch vor?
Ob es, wo er, da es, um zu (geht sich nicht aus)….?

Karin

Das 4. Wort, das in der 2. Zeile als vorletztes wieder erscheint hätte ich noch am ehesten als griechisches "en" (mit Eta) identifiziert.
Ich habe übrigens das Bild auch gedreht, was mir allerdings nur die Erkenntnis gebracht hat, dass es im Vergleich zu den Unterlängen kaum Oberlängen gibt.

Robert.

Dieses 4. Wort mit „ypsilon oder z mit ü-Stricherl“ kommt häufig vor. Bei Latein oder Deutsch kämen dann z.B. E und I in die engere Auswahl.
Interessant finde ich das einzelne Wort in der 5. Zeile, das in der vorletzten Zeile noch 2x vorkommt
und die 6. Zeile wo 1,2 und 3 mit dem gleichen Zeichen beginnen, bzw. 1 und 3 mit drei gleichen Zeichen. Blöd nur, dass das „lamda“ auch ein t sein könnte (Quelle:griech. Tachygraphie http://www.obib.de/Schriften/AlteSchrift...agolitisch.html
Der Schreiber hat sich so viel Mühe gegeben, daher gehe ich davon aus, dass lambda nicht für ein L steht.

Karin