Hallo,

ich muss mal ne blöde Frage stellen. Wie haben die Menschen dazumals ihre Kartoffeln gelagert? Meine Großeltern aus Schlesien und Böhmen haben das lange noch in Kartoffelmieten gemacht. Bei Temperaturen von -20 bis -30 Grad für einen Zeitraum von 2-3 Wochen und allgemein monatelangen Frosttemperaturen, wie z.B. im Waldviertel üblich, sind ja Mieten nicht so der Bringer. Kann mir jemand sagen, wie eure Vorfahren aus höheren Lagen die Lagerung bewerkstelligt haben?

LG Anna

Hallo Anna,
in meinem (alten) Haus gibt es seit Urzeiten einen "Erdäpfelkeller", unterm Gebäude etwa 3 m in die Erde gegraben und dort wurden die Kartoffel sowie auch Wurzelgemüse in und auf Erdhaufen überwintert und bei Bedarf entnommen. Kenne ich auch aus einigen Waldviertler Bauerngehöften.
Da unten hat es nie weniger als 5°, alles bleibt frisch und soweit ich meinen Waldviertler Vorfahren und einem weisen Altkellerkenner glauben darf fror auch nie etwas ein. Ich kann das bestätigen. Hängt auch mit einem ausgeklügelten Belüftungssystem zusammen, das die Kraut- Wein- Most- und sonstigen Keller miteinander verband und ausschliesslich in Ost-West-Richtung kleine Öffnungen ins Freie hatte.
Zumindest die einzige Methode der Aufbewahrung, die mir in der Gegend geläufig ist.
freundliche Grüsse
Miss Marple
die sehr ungern dort hinabsteigt...

Unterirdisch hat es ab einer gewissen Tiefe und wenig Luftaustausch eine recht konstante Temperatur (wie es auch 70cm unter der Wasseroberfläche nicht mehr friert), deshalb werden es, wie von Miss Marple beschrieben Keller im Haus oder Erd-, Sand- oder Felsenkeller im Gelände gewesen sein. Durch die von den Wänden eindringende Feuchtigkeit verschrumpelt das Obst und Gemüse auch nicht so leicht. Erdmieten sind quasi temporäre Keller und erfüllen bei entsprechender Anlage den gleichen Zweck.

Robert.

PS: In unserem Mostkeller unter dem Stadl habe ich schon öfter Kontakt mit dem "Aufsitzer"-Dämon gehabt, der sich, vor allem beim Hinausgehen ins Genick setzt und einen immer rascher werden lässt!

Hallo Anna,

meine Großeltern lagerten die Erdäpfel sowie fast jedes Gemüse und Obst im Keller des sogenannten Schüttkastens (Getreidespeicher), dieser ist ein ca. 50 m² großer Erdkeller mit zwei kleinen Luftschächten auf der Bergseite. In diesem Keller befinden sich mit Ziegel ausgelegte Beete, die mit sandiger Erde aufgefüllt sind. In diesen Beeten wurden Erdäpfel, Karotten, Sellerie usw... eingegraben. Im gleichen Keller befanden sich auch die Mostfässern und darüber wurden in einer Art Stellage dicht unter der gewölbten Raumdecke, die Äpfel und Birnen gelagert.

Liebe Grüße!

Dominik

Hallo, vielen lieben Dank für die Antworten.
Das war bestimmt ne Heidenarbeit in Gebirgsregionen oder steinigen Gegenden, Erdkeller anzulegen.
Kann man von sowas (alte) Baupläne finden?

LG Anna

Da baut man sowas tw. überirdisch an den Hang und schüttet es dann mit Erde zu ... Baupläne wird es da wohl keine gegeben haben. Bei uns sind die Keller im Sandstein sicher auch immer wieder erweitert worden.

Robert.

Bei uns ist es ein altes Gewölbe. Baupläne gibt es nur vom "neuen" Keller aus dem Jahr 1920. der ist aber Betoniert - Decke wie Boden, gut fürn Käse - schlecht für die Kartoffeln

Es waren nicht überall die Keller direkt im Haus - manchmal am Hang oder wo es leichter zum Graben war - je nachdem wie der Boden war.

Zum Thema Erdkeller, Frost und kaltes Waldviertel; im Zisterzienser Stift Zwettl war der Schlafraum im Keller, damit - ganz vorschriftsmäßig - dort nicht geheizt werden muss und trotzdem kein Mönch erfriert.

Danke vitulus für deine Antwort.
Betonboden ist schlecht für Kartoffeln?

Mit den Mönchen das verwirrt mich jetzt aber - durften denn Mönche ihre Schlafräumlichkeiten nicht beheizen???

LG Anna