Am 9.11.1755 werden in Ostermiething die Zwillinge Andreas und Maria Egger geboren und getauft:
http://www.data.matricula.info/php/view....1ecedefc739f13f

Bei den Sterbeeinträgen der beiden (ebenfalls Nov. 1755) gibt es jeweils eine seltsame Formulierung (- auch das "nomine" weicht von den anderen Einträgen ab), die darauf schließen lässt, dass das ernst gemeint ist:
http://www.data.matricula.info/php/view....1e1e4eec739f13f

"Die 11. huius sepultus est infans, no(min)e Maria, masculus, aet. 2 dierum f.l.[...]"
"Die 16ta. huius sepulta est infans Andreas no(min)e, famella, f.l. [...] aet. 7 dierum"
"Am 11. des Monats wurde begraben das Kind, genannt Maria, männlich ..."
"Am 16. des Monats wurde begraben das Kind Andreas genannt, weiblich ..."

Ich kenne zwar den Taufritus des 18. Jhdts. nicht, aber rein theologisch hat die Taufe nichts mit der Namensgebung zu tun. Heute werden die Eltern nach dem Namen des Kindes gefragt und nach ihrem Anliegen (- die Taufe des Kindes). Bei der Taufe selbst spricht der Priester den Täufling an: "N., ich taufe dich im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen."
Den vorliegenden Fall kann ich mir nur so erklären: Wenn der männliche Zwilling (irrtümlich) getauft worden mit den Worten: "Maria, ich tauf dich ..." und der weibliche mit "Andreas, ich taufe dich", dann mussten sie wohl trotzdem den Namen behalten, weil sonst in der Vorstellung der Beteiligten ja nicht die jeweilige Person angesprochen worden wäre! (Ob das theologisch tatsächlich so ist, wie es anscheinend auch der Priester angenommen hat, möchte ich vorläufig dahingestellt lassen.)

Auf jeden Fall eine Kuriosität!

RobertD.