Hallo Günter, nun habe ich noch eine spezielle Frage: Am 22.12.1907 verstarb in Wien, Wickenburger Gasse 9, der pensionierte Oberstabsarzt 1. Kl. Dr. Josef Krumpholz. In den Matriken der zuständigen Pfarre Maria Treu habe ich aber keinen Sterbeeintrag gefunden. Sein Grab befindet sich auf dem Wiener Zentralfriedhof. Vielleicht kannst Du mir einen Hinweis geben. Danke für Deine Mühe. Herzliche Grüße Oskar
Einige Häuser der Wickenburggasse gehörten tatsächlich zur Pfarre Maria Treu, aber für die meisten Häuser war (laut Lehmann) die Pfarre Zur Heiligen Dreifaltigkeit in der Alserstraße (Minoriten) zuständig, so auch für die Nummer 9. Damit ist die Pfarre Alservorstadt gemeint. (Es gibt auch die Bezeichnungen „Zu den Weißspaniern“ bzw. „Alserkirche“.)
Die Minoriten übernahmen 1784 die Seelsorge für das nahegelegene Allgemeine Krankenhaus und das dazugehörige Gebärhaus und Findelhaus und später auch für das Gefangenenhaus des Landesgerichts. Im Laufe der Jahrzehnte haben sich enorme Mengen von Matriken angesammelt, die erst nach und nach aufgearbeitet bzw. digitalisiert werden können.
Leider sind erst wenige Taufbücher der Pfarre bzw. des Krankenhauses Alservorstadt online, Sterbebücher gar keine.
Man lässt sich bei Matricula verständlicherweise auch auf keine Terminisierungen ein, sondern schreibt: Onlinestellung ab 06/2015
Aber vielleicht komme ich in der nächsten Woche einmal ins Wiener Stadt-und Landesarchiv, wo eigentlich die Sterbeeintragungen auf Mikrofilm sein sollten. Dann schaue ich natürlich dort nach.
Was mich etwas irritiert: Doktor Josef Krumpholtz scheint im Wiener Adressbuch von Lehmann in den Jahren 1901 – 1907 nicht auf. Wo bzw. bei wem hat er gewohnt? 1903 und 1904 gibt es in der Wickenburggasse einen Severin Krumpholz, Gemischtwaren-Verschleiß, allerdings auf Nummer 19. Dieser Severin K. scheint 1905 – 1907 im 5. Bezirk in der Wolfganggasse auf.
Außerdem habe ich zwei Ärzte mit dem Namen Krombholz entdeckt. Die Angaben von 1907: Ernst, Dr. ges. Heilk., II., Obere Donaustraße Nr. 35 - er ist Hauseigentümer Leo, MDr., Rgt.= Arzt, Lehrer a. d. Inf. = Kadettenschule, XIII., Kienmayergasse 64
Natürlich ist es aber auch möglich, dass Dr. Josef nicht eingetragen werden wollte und sich der Eintragung irgendwie entziehen konnte.
In diesem Zusammenhang auch die Frage nach der Quelle: Woher hast Du die Information, dass er an dieser Adresse gestorben ist? Und noch eine Frage: Kennst Du den Beruf des Neffen, der im gleichen Grab bestattet ist?
Ich melde mich jedenfalls zu dieser Sache in einigen Tagen wieder.
herzlichen Dank für Deine Ausführungen über Dr. Krumpholz und Wien.
Seine Sterbedaten und Anschrift habe ich vom Stadt- und Landesarchiv Wien erhalten. Nun wollte ich noch den Eintrag aus den Sterbematriken, um weitere Informationen zu erhalten.
Dr. Josef Krumpholz wurde am 13.03.1841 in Hof/Mähren geboren. Er war Kommandant verschiedener Militärspitäler (zuletzt in Krakau), ist 1901 in den Ruhestand getreten und dann in Wien ansässig geworden.
In seinem Grab ruhen noch seine Neffe Josef Krumpholz (Monteur = Adressbuch 1926ff) und dessen Frau Marie geb. Kießling. Gemäß Auskunft des Stadt- und Landesarchivs Wien, wird der Neffe erstmals 1910 im Melderegister (zu Beginn des Melderegisters) erwähnt. Leider ist nicht bekannt, wo er vorher wohnte. Evtl. ist er von Hof direkt nach Wien gezogen oder es gab noch Zwischenstationen.
Ja, es würde mich freuen, wenn Du im Archiv die vorhanden Unterlagen durchsehen würdest und bedanke mich schon im voraus herzlich für Deine Bemühungen.
Ich denke, um weitere Personaldaten über Dr. Josef Krumpholz, seinen Neffen und dessen Frau zu erfahren, wäre etwa ein vorhandenes Testament recht hilfreich. Vielleicht kannst Du mir sagen, an welche Behörde ich mich da wenden muss.
Ich war nun doch schon am Donnerstag und am Freitag im Wiener Stadt- und Landesarchiv.
Meine Ergebnisse:
1) Ich habe Dr. Josef Krumpholz im Index der Totenbeschauprotokolle gefunden. Dieser Index ist auf Mikrofilm verfügbar und reicht bis zum Jahr 1920. Die Eintragungen sind jenen der Sterbebücher in den Pfarren sehr ähnlich, also nicht sehr umfangreich.
Der Wortlaut der Eintragung vom 22. 12. 1907 (die Angaben stehen bei mir untereinander, nicht nebeneinander):
Sterbetag: 22. Vor- und Zuname: Krumpholz Dr. Josef Charakter (Beschäftigung): kuk Oberstabsarzt d. R. Wohnort und Sterbeort: 8. Wickenburgg. 26 9. Garn. Sp. Nr. 1 Alter: 13. III. 1841 Stand: l(edig) Religion: kath. Geburts / Zuständigkeits – Ort: Hof, Sternberg, Mhr Todesursache: Lungenentzündung bei Rückenmarksdarre Journal-Artikel Nr.: 19782 Beerdigt: Zentralfriedhof Matrikelamt, in welchem der Sterbefall immatrikuliert wurde: Militär
Anmerkungen: 1) Als Wohnort wird Wickenburggasse Nr. 26 angegeben (vgl. auch Verlassenschaftsabh.), bisher bin ich immer von Nr. 9 ausgegangen. Ist sicher nicht wesentlich, ist mir aber aufgefallen. 2) Garnisonsspital I befand sich (laut Wikipedia) im 9. Bezirk zwischen der Sensengasse und der Van-Swieten-Gasse hinter dem Josephinum. 3) Dr. Josef Krumpholz war also ledig, und man braucht nach keiner Trauung zu suchen. 4) Rückenmarksdarre ist ein anderer Ausdruck für Rückenmarksschwindsucht 5) Die Journal-Artikel Nr. wäre für eine Bestellung des Totenbeschauprotokolls wichtig 6) Die Sterbematriken sind in diesem Fall nicht in der Sterbepfarre zu suchen, sondern beim Militär. Das heißt, dass sie im Österr. Staatsarchiv/Kriegsarchiv aufbewahrt werden. Deshalb konnten wir sie auch nicht finden.
2) Da wahrscheinlich auch das Totenbeschauprotokoll dort verwahrt wird und wohl – ebenso wie die Sterbematriken - kaum interessante Neuigkeiten beinhalten werden, habe ich im Wiener Stadt- und Landesarchiv die Verlassenschaftsabhandlung bestellt und tatsächlich erhalten.
Sie umfasst 22 Seiten, ist aber inhaltlich auch nicht sehr ergiebig.
Die Todfalls-Aufnahme hat 4 Seiten, es gibt ein 3-seitiges Protokoll, das sich auf das Testament bezieht, das aus 4 Seiten besteht. Ein Blatt wird als „Einantwortungsurkunde“ bezeichnet. Eingelegt ist das alles in einen 10-seitigen Akt, der sich „Erhebungen“ nennt und der sich auf einen Streit der Verwandten/Erben mit der Lebensgefährtin des Verstorbenen bezieht.
Einzelheiten bzw. die Namen von Verwandten bzw. Erben will ich aber nicht öffentlich wiedergeben. Wenn Du an weiteren Details interessiert bist, könnte ich Dir weitere Informationen zusammenschreiben und an Deine persönliche E-Mail- Adresse (als E-Mail-Anhang) schicken.
Zwei Details, die ich aber hier nennen kann: 1) Dr. Krumpholz war nicht Wohnungseigentümer. Seine „Quartiergeberin“, Frau Marie Stöttinger, wird in diesen Akten ausdrücklich genannt. Und diese Marie Stöttinger hatte, wie man im Lehmann-Adressbuch 1907 lesen kann, eine Familienpension in der Wickenburgg. Nr. 26. 2) Dr. Krumpholz war mehrere Monate (ab 8.7.1907) im Spital und wusste offenbar, dass er nicht mehr in die Wohnung zurückkehren würde: Am 26.11.1907 wurde die Wohnung auf seine Veranlassung hin geräumt.
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21.07.2015 18:39 (zuletzt bearbeitet: 22.07.2015 08:19)
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