Dass es unterschiedliche Schreibweisen gab, war ja normal.
Kommt bei meinem Mann auch oft vor, aber nicht sooo extrem...
Aber so starke Abweichungen von Eintrag zu Eintrag? Sollte man meinen dass die Namen wenigstens in ein und demselben Kirchenbuch gleich bleiben...

Ab wann gab es die geregelte Schreibweise der Namen?

LG

Dieses Phänomen hat mich auch schon mehrmals ins Grübeln gebracht: vor allem in älteren Matriken wird mitunter sogar der Familienname im Taufbuch anders geschrieben als im Trauungsbuch. Der junge Ehemann mit Namen "Mohendl" hat dann Kinder deren Vater "Mahörndl" geheissen hat.
Besonders auffällig ist es im Beispiel von Herbert, dem ich ein weiteres anfügen möchte:
Aus "Puzenkäser" wird dann Putzenkääs, Buznkaiser etc.
Ich habe festgestellt, dass die Herkunft des Matrikenschreibers eine Rolle spielt. Es gab ja keine "Papiere" die die leute bei sich hatten, man hat "nach Gehör" niedergeschrieben. Bei uns kamen kurzen Abständen Pfarrer aus dem Elsass, Tirol, Limburg etc. deren Muttersprache ein völlig anderer Dialekt war bzw. die nur rudimentär die deutsche Sprache beherrschten. Entsprechend wurden auch von dem neuen Schreiber die Familien- und auch Herkungtsnamen abweichend dokumentiert. Besonders hübsch fand ich den Eintrag "magne geruns" für "Grossgerungs" eines Schreibers, der offenbar aus dem wallonischen Sprachraum kam.

Namen deren ursprüngliche Bedeutung nicht mehr verständlich gewesen ist weil eben die entsprechende Berufsbezeichnung oder der Vorname etc nicht mehr gebräuchlich war wurden im Laufe der Zeit auf diese Art umgeformt. Auch deshalb ist die Onomastik ein überaus spannendes Thema.
Der hübsche Name "Russkäfer" übrigens wurde über Generationen mit geringen Abweichungen gleich geschrieben: Ruesskheffer, Ruesskäffer etc., darunter konnte sich offenbar jeder etwar vorstellen. Beim Namen "Putzenkäser" war das schon nicht mehr so einfach. Für einen war es jemand der "den Kaiser putzt", für den anderen ein "Käsereiniger" oder vielleicht auch Gletscherfeger (puznkees), wer weiss?
Ich habe übrigens auch keine Ahnung was dessen Opa mal gemacht haben könnte.
Eine geregelte Schreibweise gab es vermutlich erst als das Mitführen von entsprechenden "Papieren" verpflichtend wurde. Müsste man recherchieren.
Danke Herbert für den interessanten Beitrag!
freundliche Grüsse
Miss Marple

Ich habe selbst auch den Fall wo aus einem Namen ein ganz anderer wurde.

Aus ehemals Scheibmüller wurde Schabmüllner und dann Schaubinger. Von den Schaubingers fand ich nur sehr schwer zu den Schabmüllners denn sie kamen aus einer ganz anderen Region.

Freundliche Grüße!

D. J. B.

Zitat von D. J. B. im Beitrag #4

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Ich habe selbst auch den Fall wo aus einem Namen ein ganz anderer wurde.

Aus ehemals Scheibmüller wurde Schabmüllner und dann Schaubinger. Von den Schaubingers fand ich nur sehr schwer zu den Schabmüllners denn sie kamen aus einer ganz anderen Region.

Freundliche Grüße!

D. J. B.

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Meine Vormutter Katharina Bendinger war in St. Ägyd/Neuwalde (NÖ) zuhause, ist aber in Frein/Mürz (Stmk), Nachbarpfarren geboren. Als ich das fand kam ich endlich weiter. Dort steht bei der Mutter geborene Schabmüllner und nicht wie in St. Ägyd/Neuwalde, Schaubinger. Von Frein/Mürz erlangte ich die Information, dass ihre Eltern eventuell in nach Puchenstuben gezogen waren. Und siehe da ihre Eltern sind beide in Puchenstuben als Kleinhäusler gestorben. Beim Tod der Eltern wurde eingetragen dass sie aus dem Waldviertel stammten. Später fand ich heraus, dass sie auch noch in Liebenau (OÖ) zuhause waren, bevor sie nach Frein/Mürz zogen.

Freundliche Grüße!

D. J. B.

Das war sicher eine Sucherei!

Hallo zusammen,

dieses Thema ist ein sehr schönes Beispiel für die (willkürliche) Verschleifung eines einzigen Familiennamens über einen Zeitraum von nicht einmal 3 Jahrzehnten.

Dazu aus K. Kunze, dtv-Namenatlas:

Zitat

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Die Familiennamen besaßen lange Zeit nur eine relative Festigkeit; sie haben oft bei einer Familie gewechselt.
...
Seit dem 17 Jhd. erfolgen behördliche Verordnungen, um
1. den Wechsel des FN zu unterbinden,
2. die Zweinamigkeit durchzusetzen,
3. die Schreibweise der FN zu sichern.
...
Erst das (deutsche) Bürgerliche Gesetzbuch, das am 1.1.1900 in Kraft trat, brachte Bestimmungen zur Festlegung der Namensschreibung.
Seitdem ist eine Änderung nur auf dem Rechtswege möglich.
...
Für Familiennamen ist die Schreibung in den Personenstandsurkunden der letzten Jahrzehnte verbindlich.

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Mit Übergang der Hoheit zur Verwaltung von Personenstandsangelegenheiten von der Kirche zum Staat wurden die letztbekannten Familiennamen
gewissermaßen "eingefroren" und konnten nicht mehr nach Belieben geändert (geschrieben) werden.
Die hoheitlichen Aufgaben übernahmen nun Standesämter - ab Okt. 1874 im Kgr. Preußen, ab Jan 1876 im gesamten Gebiet des Deutschen Reiches.
Die zeitliche Abfolge der Übernahme hoheitlicher Aufgaben des Personenstandswesens lag in Österreich in einem ähnlichen Zeitraum;
dazu aus Wikipedia:

Zitat

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Die Verwaltung der Personenstandsangelegenheiten bei den Standesämtern änderte sich im Lauf der Zeit. Waren sie seit einem Gesetz vom 9. April 1870 nur für Personen, die keiner gesetzlich anerkannten Kirche oder Religionsgesellschaft angehörten zuständig, so erweiterte sich die Zuständigkeit ab dem 1. Oktober 1895 auf die Bürger im (damals ungarischen) Burgenland und ab dem 1. Jänner 1939 auf das übrige Österreich. Vor April 1870 waren für die Führung der Personenstandsbücher die Kirchen zuständig.

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NB:
Da dieses Thema ein "Klassiker" der Onomastik ist, verschiebe ich es in unser entsprechendes Forum.

@ Herbertus:
Keiner der von Dir aufgeführten Familiennamen hat sich lt. Geogen-AT bis 2005 erhalten.
Auch Lewalt habe ich im akt. Tel-Buch für Österreich nicht entdeckt, nur Lewald.
Was wurde aus dem Namen Lewalt seit letzter Nennung im Jahre 1776?

Ich möchte nur hinzufügen (was den Ahnenforschern hier sicher bekannt ist), dass wohl vielfach die FN "nach Gehör" geschrieben wurden. Wenn also der FN derselben Namensträger einmal "Bildl", einmal "Pöltl" o.ä. geschrieben wurde, so liegt das sicher daran, dass die genannten Varianten - zumindest in meiner Mundart - gleich ausgesprochen werden (Bejddl), wobei ich bei diesem FN eher dazu neige, dass es sich um die Diminutivform von (Leo)pold handelt und der Name nichts mit "Bild" zu tun hat.
So kann es dadurch zum "Auseinandergehen" eines FN kommen, obwohl es sich eigentlich um denselben FN handelt und der Zusammenhang sich nicht auf den ersten Blick erschließt.

Freundliche Grüße

Hans K.

Ich habe bei meinem Namen zwischen 1790 und 1820 den Sprung von "cž" auf "č". Zu gleicher Zeit hat sich auch die Schreibweise des Ortsnamens geändert: von Ržicžany auf Řičany (bei Brünn).

Zu dieser Zeit hatte sich offensichtlich die tschechische Sprache verändert. Wer vielleicht schon davor weggezogen ist, hat die Schreibweise "cž" und nach weglassen des Hakerls "cz" behalten.
Andere haben ihr "č" behalten oder es wurde "c" daraus.

Mein Urgroßvater - er kam von Řičany (bei Brünn) nach Hohenau an der March - hatte in Hohenau 11 Kinder, bei welchen die Schreibweise zwischen "č", "c" und "tsch" wechselt.

Mein Großvater (zog 1905 von Hohenau nach Rakvice und 1938 zurück nach Hohenau) hatte in Rakvice 16 Kinder - alle mit "č" im Namen. Nur sein 17. Kind - geboren 1939 in Hohenau/March - hat die Schreibweise mit "tsch".

lg, Peter

Edit. Mod.: Buchstaben korrigiert - Ø zu Ř und è zu č

Meine schwierigen Fälle:

Weisseneder - Gwisneder

Herkomer - Komher

LG Walter

Manchmal ist es ganz lustig. Gerade bei dem Namen, den ich gesucht habe, hat es sehr viele Varianten gegeben. Ich habe vor etlichen Jahren das Buch "Die Steinmetz- und Maurerzunft in Innsbruck: von der Mitte des 15. bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts" von Heinz Moser gekauft. Der Autor hat damals den Namen" Mathias Baldemair", ein Steinmetz in Innsbruck, der das alte Rathaus in Innsbruck mit gebaut hat, nicht gefunden. Das hat mich damals sehr gewundert. Aber der Name hat sich im Laufe der Jahre verändert. Angefangen von Paldamer - wenn man nicht Ahnenforschung betreibt, weiß man das wohl nicht. Dabei ist er am 10 Apr 1657 in Innsbruck St. Jakob getauft worden - allerdings als Mathias Paldumer.
LG Uschi

Hallo ich möchte mich nun auch zu Wort melden,

denn bei meinen Ahnen war es der Name -mayer, der bei jedem Kind im Kirchenbuch anders geschrieben wurde.

Die Varianten waren:

-maar
-maier
-mair
-mahr
-mar
-mayer
-mayr

LG Dominik

In Südmähren haben oft Ahnenforscherproramme und deren user
Probleme mit Namen und deren Schreibweisen. Beispiele:
Martinkowitsch Martinkovič / Martinkowitz /Matingowitsch
Kužel /Guschel / Guschl
Die Witwe nach Janitschek/Janiczek wurde bei der 2.Ehe mit FN Janitzkin bezeichnet
Beichel /Paigel /Paygel / Beigl/ Beigel.
mfg Walter

Hallo Walter,

interessant wäre noch, das jeweilige Jahr zur Schreibweise zu erfahren - auch wenn von Dir nur beispielhaft erwähnt.